Donnerstag, 24. Februar 2011

Die Aura des Heuchlerischen

Selten hat eine Aura so geleuchtet wie gestern (23.02.2011) im Bundestag! ;-) ;-) ;-)
Wir sind alle Zeitzeugen geworden, wie ein Minister, der bzgl. seiner akademischen Arbeitshaltung jahrelang unbewußt seines eigenen Handelns war, nun, nachdem er kräftig geweckt wurde, sich selbst noch im Bundestag als Vorbild hinstellen will. Dessen Doktorarbeit nicht nur aufgrund einer unglaublichen Menge an (gravierenden) Fehlern zu einer Art heuchlerischem Opus Magnum geraten ist. Und der dafür in einem heuchlerischen Uni-Umfeld auch noch mit "summa cum laude" geehrt wurde.
Wir können Herrn Mi(ni)ster Guttenberg alle dankbar sein, daß wir so eine Realsatire am Anfang des dritten Jahrtausend miterleben durften.

Die schnelle und konsequente Aberkennung des Doktortitels durch die Uni Bayreuth, sechs Tage nachdem Guttenberg seinen Doktortitel den eigenen Worten gemäß "vorübergehend, ich betone vorübergehend ..." zurückgegeben (lol!) hatte, ist einerseits konsequent, andererseits ein rechtliches Ausweichmanöver, da die spezielle Promotionsordnung nicht angewendet wurde.

Was ich aber vermißt habe, sind Erklärungen von Seiten der Uni, wie denn so eine mit Lob und Adel versehene "Doktorarbeit-Mißgeburt" überhaupt passieren konnte. Die "Brut" verweist eindeutig zurück auf die "Brutstätte". Von einigen auch schon scherzhaft "Buyreuth" genannt.

The Master of Disaster: Guttenbergs Doktorvater

Der in Bayreuth lehrende Staatsrechtler Oliver Lepsius, seit 2002 Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Allgemeine und Vergleichende Staatslehre, sagte unterdessen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" dazu: "Wir sind einem Betrüger aufgesessen."

Heuchelei

Wie Herr G. die Werte schlachtet

Guttenberg-Skandal: Uni Bayreuth kneift

Uni Bayreuth prüft Täuschungsvorwurf im Fall Guttenberg

Scharfe Kritik an Guttenberg (CSU) und Uni Bayreuth

Die verachtete Wissenschaft

Welch schöne Welt, die Welt des Scheins!

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Nachtrag 26.02.2011
Wer hoch stapelt, kommt ganz nach oben?
Guttenberg und die Herrschaft des Unbewussten
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Nachtrag 27.02.2011
Der unbewusste Karl-Theodor
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Nachtrag 28.02.2011
Selbst Doktorvater distanziert sich von zu Guttenberg
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Nachtrag 01.03.2011

"Dieser Verteidigungsminister ist aufgrund von Urheberrechtsverletzungen in Deinem Land nicht mehr verfügbar."

Rücktritt von allen politischen Ämtern: Guttenberg überrumpelte Merkel
Guttenberg steht vor strafrechtlichen Ermittlungen
CSU-naher Professor genehmigte Guttenberg-Promotion "ausnahmsweise"
"Ich bin begeistert von der Kraft des Internets"
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Nachtrag 03.03.2011
Eine spaltende Persönlichkeit
Guttenberg und die Erregungsgesellschaft
Histrionische Persönlichkeitszüge
Borderline Persönlichkeitsstörung
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Nachtrag 05.03.2011:
Guttenberg erhält im März noch volles Gehalt
Guttenberg - Auf der Flucht

Dienstag, 22. Februar 2011

Des Guttenbergs neue Kleider

21.02.2011, 22 Uhr. Focus on Hokus-Pokus! Ja, da tut sich ja einiges, schon ist der Verzicht ausgesprochen! Wie nun auch Spiegel online , der Tagesspiegel und die Zeit berichten!
Guttenberg will "dauerhaft" auf seinen m.E. erschwindelten Doktortitel verzichten.

Summa cum laude für "Blödsinn", "Peinliches", "gravierende Fehler"? Guttenberg hat auf einer Wahlkampfveranstaltung in Kelkheim/Taunus angeblich "massive" Selbstkritik geübt. "Ich habe gravierende handwerkliche Fehler gemacht". Er habe «an der einen oder anderen Stelle den Überblick über die Quellen verloren» wird er beim Stern zitiert.
Uiih, da stehen nun aber die Prüfer seiner Dissertation im Zentrum des Gelächters! Focus on Hokus-Pokus! Des Guttenbergs neue Kleider!

Ja, Leute, bekommt ihr auch den Eindruck: ganz, ganz großes Kino! Welche Illusionskünstler sind denn in Deutschland an verantwortlicher Stelle tätig?
Hier - zur Erinnerung - sein Auftritt am 18. Februar vor der Presse. War das nicht erst vor drei Tagen? Vor nur 3 Tagen??



"in mühevollster Kleinstarbeit entstanden ...."
"Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt gewußt getäuscht ..." Ja bitte, wer ist den "es". Ein "ich habe allerdings zu keinem Zeitpunkt bewußt getäuscht .....". kommt der smarten Blendgranate wohl nicht über die Lippen!
"..... und ich werde gerne bis zum Ende dieser Prüfung, vorübergehend, ich betone vorübergehend, auf das Führen des Titels verzichten ....."
"... allerdings nur bis da-hin, anschließend würde ich ihn wieder führen ...." (big grin)
"... Jede weitere Kommunikation über das Thema werde ich von nun an ausschließlich mit der Universität Bayreuth führen, ..."





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23.02.2011
Ein sehr guter Artikel zum Thema "Plagiats-Affäre" ist am 21.02. von Jürgen Kaube in der FAZ.NET erschienen.

Montag, 21. Februar 2011

Summa cum laude? (KTzG mit SCL)

Durchsage des Zugschaffners: "Meine Damen und Herren, in wenigen Minuten erreichen wir Graz Hauptbahnhof. Wir haben dort etwa 15 Minuten Aufenthalt. Sie haben Gelegenheit zu promovieren ...." So ähnlich lautete ein Witz, der vor vielen Jahren die Runde machte.

"Im Gegensatz zu einer Examens-, Magister- oder Diplomarbeit, die unter Anleitung von Hochschullehrern entsteht und im Regelfall den aktuellen Forschungsstand wiedergeben soll, ist die Dissertation oder Dissertationsschrift eine eigenständige wissenschaftliche Arbeit. Sie wird meistens unter Betreuung eines Professors oder Dozenten (traditionell Doktorvater, manchmal auch Doktormutter, eher „Mentor(in)“ oder „Betreuer(in)“) an einem Institut durchgeführt, kann aber auch „außerhalb“ der Universität angefertigt und extern eingereicht werden." (Zitat Wikipedia, Dissertation)

"Die Promotion (lat. promotio, „Beförderung“) ist die Verleihung des akademischen Grades „Doktor“ beziehungsweise „Doktorin“[1] in einem bestimmten Studienfach und dient dem Nachweis der Befähigung zu vertiefter wissenschaftlicher Arbeit. Sie beruht auf einer selbständigen wissenschaftlichen Arbeit, der Dissertation, und einer mündlichen Prüfung (Rigorosum[2], Disputation oder Kolloquium)."
"Für die Gesamtbewertung einer wissenschaftlichen Dissertation gibt es unterschiedliche "Noten". "Summa cum laude" ist die höchste Auszeichnung und bedeutet: „mit höchstem Lob“, „mit Auszeichnung“, „ausgezeichnet“ für eine hervorragende Leistung, ......" (Zitate Wikipedia, Promotion)

Derzeit steht eine Doktorarbeit unter schwerem Beschuß und erleidet den Internetpranger. Dazu wurde von interessierter Seite extra eine Webseite namens "Guttenplag" geschaffen. Verteidigungsminister Guttenberg hat im Jahr 2006 eine Arbeit an der Universität Bayreuth vorgelegt, die im Promotionsverfahren 2007 mit "summa cum laude" ausgezeichnet wurde. Betreuer war damals der bei der Promotionsprüfung ca. 73 jährige Professor Peter Häberle. Der jetzt auch gleich betonte, was der Herr Guttenberg für ein Wunderknabe war. "Absurd" seien diese Plagiatsvorwürfe!

Wer sich mal richtig wundern will, wie unterschiedlich man doch die Welt wahrnehmen kann, sollte den Internetpranger "Guttenplag" besuchen! Ein aktuelles Beispiel für das Wirken von "Schwarmintelligenz" im Kampf gegen Plagiate
Wie die Berliner Morgenpost berichtet, gibt es angeblich Plagiat-Fundstellen auf 270 Seiten, d.h. auf gut zwei Dritteln der Textseiten der Dissertationschrift von "Gutti". Hierbei wurde auch auf Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags zurückgegriffen, ohne korrekt zu zitieren. (GuttenPlag-Wiki-Zwischenbilanz,
Stand von Montag, 21.02.2011)

Das korrekte Zitieren ist eine der Grundvoraussetzungen für wissenschaftliches Arbeiten. Im Lichte der Erkenntnisse von "Guttenplag" erscheint es mir als ein ziemliches Ding, daß eine solchermaßen gestrickte Doktorarbeit auch noch als "summa cum laude" gelobt wurde. Das hat etwas von einem "Gschmäckle". Das betrifft m.E. nicht nur den Herrn Guttenberg, sondern auch seinen Doktorvater, die damalige Prüfungskomission und die entsprechende Uni! Wirft also einen Schatten auf das "System".

Ein m.E. guter Artikel dazu „Guttenberg und die Plagiatsvorwürfe: Primat der Wissenschaft“ ist von Ali Arbia bei den scienceblogs veröffentlicht worden!

Wie alles begann, nämlich mit einer Recherche des Juraprofessors Andreas Fischer-Lescano via Google, lesen sie hier!

Einblicke in das machmal recht bunte Treiben an Hochschulen können auch auf der Seite "Forschungsmafia" gewonnen werden

Was das letztendlich politisch bedeuten wird, ist eine Sache. Wie die Universität Bayreuth und Herr Guttenberg sich zu den Funden erklären (verteidigen ;-)) werden, das finde ich eine interessante Lektion in Sachen "Glaubwürdigkeit des Wissenschaftsbetriebs".

Wodurch zeichnet sich eine Arbeit als wissenschaftliche Arbeit aus? Und wann darf sie die Auszeichnung "summa cum laude" erhalten? Zuviele Fragen ..... Ist politisch eh nicht relevant!
Oder ist klar, daß ein adeliger KTzG sowieso nur mit SCL promovieren kann? Denn wie wir wissen: "Adel verpflichtet"!

Dieser Artikel ist natürlich keine eigenständige Foschungsarbeit, er enthält noch nicht mal ein selbst aufgenommenes Foto oder Video, keine einzige Fußnote ;-), nein, er beruht fast vollständig auf Zitaten, und aus Links auf verschiedenste Internetseiten! (upps, ich hoffe, ich hab keines vergessen!)